Ich dachte mir, dass ich heute endlich mal ein Versprechen einlöse, dass ich Euch ganz am Anfang meiner Zeit als Bloggerin gegeben habe: Ich wollte - und will es auch noch - nicht nur Rezensionen zu Büchern sondern auch zu Serien und Filmen schreiben. Um das Thema der "Lesezeiten" einigermaßen beizubehalten, soll es sich natürlich um Buchverfilmungen handeln, die ich vordergründig inhaltlich bewerte. Als erstes habe ich mir hier die US-amerikanische Serie "Thirteen Reasons Why" herausgesucht, die auf dem gleichnamigen Roman von Jay Asher basiert. Im Deutschen heißt das Buch "Tote Mädchen lügen nicht" (meiner Meinung nach, ein ebenso gut passender Titel!), die Serie wiederum hat man nicht umbenannt. Das Buch habe ich leider noch nicht gelesen, aber die Serie habe ich deutschsprachig auf Netflix geschaut (sie ist ein Netflix-Originale). Die erste Staffel ist dort seit dem 31. März 2017 erhältlich und ich habe die 13 Folgen auch schon knapp 3 Wochen später beendet gehabt. Die Rezension kommt erst heute online, da ich mich ehrlich gesagt, nicht so richtig rangetraut habe ...
Nach dem Selbstmord einer Teenagerin kommt ein Mitschüler in den Besitz von Kassetten, die die Gründe für ihren tragischen Entschluss enthüllen.
Zwei Wochen nach dem Selbstmord seiner Mitschülerin Hannah Baker erhält der High-School-Schüler Clay Jensen ein Päckchen. In diesem findet er sieben Audiokassetten vor, auf denen Hannah 13 Gründe für ihren Selbstmord nennt und Personen aus ihrem Umfeld die Schuld dafür gibt. Jede Person ist daher für (mindestens) einen der Gründe verantwortlich. Clay ist einer von ihnen. Während er die Kassetten hört, kommt er den dunklen Geheimnissen von Hannah und vielen anderen Mitschülern auf die Spur.Die Handlung verläuft daher zweigleisig: In der Vergangenheit sieht man Hannahs Geschichten und die Situationen, die sie beeinflusst haben. In der Gegenwart ist Clay dabei, die anderen Personen auf den Kassetten zu konfrontieren. Auch diese haben die Kassetten teilweise schon gehört und versuchen, die entsprechenden Geschichten zu verarbeiten. Da Hannah auch Straftaten schildert, wollen die meisten verhindern, dass die Kassetten öffentlich bekannt werden.
Wie schon gesagt, habe ich keine Erfahrungen mit Serienrezensionen. Da mich diese Serie deutlich länger als ein durchschnittlich 400-seitiges Buch "begleitet" hat, habe ich auch mehr zu sagen. Um das Ganze trotzdem übersichtlich zu gestalten, werde ich stichpunktartig vorgehen und zuerst Positives und danach Negatives aufzählen.
Was mit gut gefallen hat
- Die Folgen haben eine Länge von ca. 50-60 Minuten und sind somit perfekt als "Tagesration". Ich habe sie meist geschaut nachdem ich aus der Schule kam und bevor ich wieder "Dinge" erledigen musste. Bei anderen Serien ist es meist so, dass eine Folge als Pause im Alltag zu kurz ist, aber zwei am Stück zu lang und mittendrin abbrechen möchte ich eigentlich auch nicht.
- Es war eine gute Idee, jeder Kasettenseite eine Folge zu widmen. So ist die Staffel zwar recht kurz, aber die Vorstellung jeder Person wird klar abgegrenzt und kann nicht in die Irre führen. Außerdem wäre es nicht so schlimm gewesen, zwischen den Folgen längere Pausen zu machen, da jede einzelne "neu startet" und kaum Vorwissen verlangt.
- Die Serie behandelt viele problematische Themen, angefangen bei Vorurteilen, Rufschädigung und Sexismus bis hin zu Cybermobbing, Stalking und eben Selbstmord. Dabei wird meiner Meinung nach wenig verschönert bzw. untertrieben und überraschend viel Wahrheit für eine Jugendserie gezeigt. Es wird gezeigt, was für schreckliche Orte modernen Schulen sein können und dass es Teenager tatsächlich nicht immer einfach haben.
- Ich fand es super abwechslungsreich, dass auch der Leidensweg Hannahs Eltern miteinbezogen wurde. Suizid hinterlässt im familiären Umkreis die größte Lücke und da ist es nur verständlich, dass nach Schuldigen gesucht wird. Ab uns zu darf man auch die Gespräche der Anwälte, die zwischen Schule und den Bakers vermitteln wollen, und die Polizeiarbeit mitverfolgen.
- Die Schauspielleistungen Katherine Langford als Hannah Baker, Dylan Minnette als Clay Jensen und aller Nebendarsteller waren wirklich okay, zwar nicht überdurchschnittlich, aber für ihr Alter ausreichend. Auch Bild-, Geräuschkulisse und Effekte konnten mich fast immer überzeugen.
- Es gibt eine zusätzliche 14. Folge, in der noch einmal einige Schauspieler, aber auch die Regisseure und andere Helfer hinter der Kamera zu Wort kommen und über ihr gemeinsames Projekt sprechen. Sie verdeutlich warum sie was wie gemacht haben und sprechen über eigene Erfahrungen. Dabei wirken sie sehr seriös, da auch die Zuschauer direkt angesprochen werden, die sich vielleicht selbst in einer ähnlichen Lage befinden und Hilfe benötigen.
- Die Geschichte startet zu früh! Das ist nicht wirklich die Schuld der Serienmacher, aber ich möchte trotzdem erwähnen, dass ich die ersten paar Kasetten ein wenig übertreiben fand. Natürlich hatte ich Mitleid mit Hannah, aber einige Sachen erlebt wohl jeder Teenager, das ist leider Normalität. Ich will damit nicht sagen, dass ich ihren Selbstmord ungerechtfertig finde oder eben nicht (das ist ein ganz anderes Thema, zu dem ich mich nicht weiter äußern werde), aber hier ging es eindeutig nur darum, das Buch möglichst zu verlängern, obwohl nur spätere Ereignisse relevant sind.
- Ich weiß nicht, ob das im Buch genauso ist, aber dafür dass die Kasetten Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind, sagt Hannah viel zu wenig. Pro Folge spricht sie vielleicht 10 Sätze und dann muss man versuchen, sich den Rest selbst zusammenzureimen. Außerdem hat es mich deswegen noch mehr genervt, dass Clay Wochen gebraucht hat, um sich alle 13 Stück anzuhören. Es wird ja sogar erwähnt, dass es alle anderen in einer einzigen Nacht geschafft haben.
- Hannah wurde mir im Verlauf der Serie durchaus ein wenig unsympathisch. Ich entschuldige mich für meine Ausdrucksweise, aber sie hat in fast jeder Folge einen neuen Typen am Start. Auch bei normalen Freundschaften scheinen ihr die Begriffe Treue und Loyalität Fremdwörter zu sein, und da sind nicht immer nur die anderen Schuld sondern auch sie selbst. Außerdem hat sie für ihr junges Alter schon zu viel erlebt, so spannend kann ihr Leben eigentlich gar nicht sein. Da fand ich es auch einfach unauthentisch, das sie jedes Wochenende wieder zu denselben Partys geht, obwohl sie doch angeblich alles ändern will, um so auf die richtigen Menschen zu treffen.
- Ich war oft verwirrt, ob gerade ein Ereignis aus der Vergangenheit oder Gegenwart gezeigt wird. Es gibt immer wieder Sprünge zurück in eine Zeit, in der Hannah noch gelebt hat, aber auch im Hier und Jetzt bildet sich Clay manchmal ein, sie noch zu sehen, also hat man keinen Anhaltspunkt. Diese zwei Handlungsstränge stelle ich mir zwar auch als Buch nicht einfach vor und ein wenig Verwirrung ist sicher auch gewollt, aber man hätte sicher einfach eine bessere Lösung finden können.
- Die Schauspiel, die die Schüler und Schüllerinnen darstellen, sehen durchweg zu alt aus. Beispielsweise Hannah soll eigentlich 15 oder 16 Jahre alt sein, aber Katherine Langford ist 21 und darüber kann man auch mit Make-up nicht hinwegtäuschen.
- Die Staffel ist unabgeschlossen!
Fazit
Hannah Bakers Selbstmord schockierte ihre Freunde und Familie. Nun kommen die düsteren Geheimnisse, die ihr zum Verhängnis wurden endlich ans Tageslicht - und machten mich unendlich wütend, betroffen und traurig. Ich war immer wieder hin und her gerissen zwischen Faszination und Abscheu zwischen den gezeigten Dingen, aber Fakt ist, dass "13 Reasons Why" durchaus Suchtpotenzial bietet. Auch wenn ich viel negative Kritik geäußert habe, vergebe ich 4 von 5 Sternen. Manchmal gibt es eben Unterhaltung, die einem subjektiv viel besser gefällt, als sie es objektiv betrachtet tuen sollte.
Eure Laura
Hey Laura!
AntwortenLöschenEine sehr schöne Rezension. Konnte deine positiven als auch negativen Punkte sehr gut nachvollziehen und sie machen mich nun seeeeeehr neugierig auf die Serie. Zurzeit bin ich noch mit der zweiten Staffel von "Pretty Little Liars" dran, deswegen dauert das wohl noch ein bisschen, bis ich mit TMln anfangen kann :D
Das die Staffel unabgeschlossen ist, finde ich nicht verwunderlich. Es ist ja schon eine zweite angekündigt. Lustig finde ich, das viele Buchfans darüber gar nicht mal so erfreut sind. Einfach weil das Buch mit der ersten Staffel schon erzählt wurde und sich jetzt alle fragen ob eine erfundene zweite Staffel an die erste rankommt. Ich bleibe gespannt :)
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea,
LöschenVielen Dank für deine Rückmeldung! :* Es ist immer beruhigend, zu hören, dass meine Kritik nicht total unverständlich ist und sie Euch auch "weiterbringt".
Wie gefällt dir eigentlich "Pretty Little Liars"? Ich weiß noch, dass ich Staffel 1 ca. vor einem Jahr gekauft habe und so begeistert war, dass ich gleich am nächsten Tag Staffel 2, 3 und 4 bestellen musste. Die letzten zwei Staffel sind dann meiner Meinung nach nicht mehr ganz so gut, aber ich beneide Dich echt darum, noch so viele Folgen vor Dir zu haben ;D
Alles Liebe,
Laura.