Apr
16
2017

Mein Exkurs in eine neue Genre + Rezension: "AchtNacht" von Sebastian Fitzek

Hallo! 😊 (Ja, auch ich bin jetzt endlich so fortschrittlich und nutze Smileys đŸ’Ș)

Wer meinen Blog schon lĂ€nger verfolgt, weiß, dass ich in einer ganz bestimmten Genre zu Hause bin und selten andere BĂŒcher lese. Ich bevorzuge JugendbĂŒcher im Bereich der Fantasy und Dystopien und ab und zu schaffen es auch reine Lovestorys oder Gruselgeschichten in mein Regal, aber das sind wirklich nur Ausnahmen. Wie in vielen Bereichen des Lebens, sollte man jedoch auch mal ĂŒber seinen Tellerrand hinweg schauen und nach Abwechslung suchen. Was liegt da nĂ€her, als sich bei seinen Liebsten umzusehen und nach Empfehlungen zu fragen? Genau das habe ich auf jeden Fall getan und meine Mutter hat mir als große Thriller- und Krimileserin  unter anderem BĂŒcher von Sebastian Fitzek ans Herz gelesen. Sie hat zwar auch noch ein paar andere Autoren genannt, aber nachdem ich letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse war, habe selbst ich den Namen Fitzek mit Bestsellern in Verbindung gebracht. Den Hype um einen deutschen Autor, der selbst internationale Erfolge feiert, wollte ich gerne nachvollziehen können.


Ein weiterer Grund, warum ich mich fĂŒr Sebastian Fitzek entschieden habe, war die Inhaltsangabe seines ganz neuen Romans:

Es ist der 8. 8., acht Uhr acht.
Sie haben 80 Millionen Feinde.
Werden Sie die AchtNacht ĂŒberleben?

Stellen Sie sich vor, es gibt eine Todeslotterie.
Sie können den Namen eines verhassten Menschen in einen Lostopf werfen.
In der „AchtNacht“, am 8. 8. jedes Jahres, wird aus allen VorschlĂ€gen ein Name gezogen.
Der AuserwÀhlte ist eine AchtNacht lang geÀchtet, vogelfrei.
Jeder in Deutschland darf ihn straffrei töten - und wird mit einem Kopfgeld von zehn Millionen Euro belohnt.

Quelle und Kaufmöglichkeit: Droemer-knaur

Wie so viele hat auch mich diese Beschreibungen sofort an "The Purge" erinnert - hierbei handelt es sich um eine 2013 gestartete Filmreihe, die bis jetzt drei Teile umfasst. TatsĂ€chlich gibt Sebastian Fitzek sowohl in seiner Vorrede als auch in der Danksagung an, dass er sich von diesen Filmen hat inspirieren lassen. Warum? Das Grundprinzip ist einfach faszinierend: Um die KriminalitĂ€tsrate niedrig zu halten, fĂŒhrt die USA eine alljĂ€hrliche 12-stĂŒndige „SĂ€uberungs-Nacht“ durch, in der alle Verbrechen inklusive Mord legal sind. Polizei, Feuerwehr und KrankenhĂ€usern sind nicht mehr erreichbar und nur die allerhöchsten Regierungsbeamten unantastbar. Das soll den BĂŒrgern die Möglichkeit geben, ihre Probleme zu lösen oder einfach mal ihrem gewalttĂ€tigen Trieb nachzugeben, ohne mit einer Strafe rechnen zu mĂŒssen.

Ich jedenfalls bin ein riesengroßer Fan dieser Filmreihe, habe alle Teile im Kino und noch mehrmals zu Hause gesehen und warte schon sehnsĂŒchtig auf die nĂ€chste Fortsetzung.

Kommen wir jetzt aber mal zurĂŒck zu "AchtNacht" und der ersten ernĂŒchternden Erkenntnis: Das Buch spielt im ersten Jahr der DurchfĂŒhrung, die Todeslotterie ist also noch sehr unbekannt. Die meisten Menschen halten sie fĂŒr fake, weil sie von einem unbekannten Internetbetreiber und nicht von der Regierung selbst organisiert wird. Noch dazu, muss man sich als JĂ€ger anmelden und 10€ bezahlen, um spĂ€ter ĂŒberhaupt fĂŒr die SiegprĂ€mie in Frage zu kommen. Das heißt der Satz "Sie haben 80 Millionen Feinde." ist absoluter Schwachsinn, es sind höchstens ein paar Tausend.
NatĂŒrlich ist es super, dass Sebastian Fitzek wirklich seine eigene Geschichte geschrieben hat - und nicht nur das Szenario aus den USA nach Deutschland verlagert hat - aber spannungsmĂ€ĂŸig reicht sie leider nicht annĂ€hernd an "The Purge" heran.

Auch nicht erwartet habe ich dieses ganze Drumherum: Auf den ersten 80 Seiten wird der Leser eigentlich nur in das erfolglose Leben des ersten Hauptprotagonist Ben eingefĂŒhrt. Er schwimmt stĂ€ndig im Selbstmitleid und zeigt ausschließlich unsympathische CharakterzĂŒge, aber das ist erstmal nebensĂ€chlich. Viel mehr gestört hat mich dieser Schreibstil mit den ausfĂŒhrlichen Beschreibungen. Ich könnte Euch jetzt sicherlich an die 20 Straßennamen in Berlin aufzĂ€hlen, nur weiß ich leider nicht, wofĂŒr die wichtig sind. Außerdem gibt es unglaublich sinnlose GesprĂ€chsthemen, die sicher einiges an Recherche benötigt haben, aber einfach langweilig sind. Gegen Ende habe ich ganze AbsĂ€tze ĂŒberlesen.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die verschiedenen ErzĂ€hlperspektiven: Der Leser schlĂŒpft sowohl in den Körper von Ben und Arezu - dem weiblichen Lotterieopfer -, als auch in den von Polizisten und JĂ€gern. Leider haben mich deren Geschichte ĂŒberhaupt nicht interessiert, sondern nur meinen Lesefluss gestört. Hinzukommend wirkte die ErzĂ€hlgeschwindigkeit nicht rund: Manche Szenen kamen mir zu lang vor, andere hingegen wurden zu kurz abgehandelt, sodass ich nie in die Geschichte reinfinden konnte. Immer dann wenn es mal spannend wird, hört ein Kapitel auf und die Auflösung wird erst viel spĂ€ter in einer kurzen Zusammenfassung geschildert.

Zu guter Letzt hat mich der Mix aus allen möglichen Gesellschaftsproblemen gestört: Egal ob Mobbing, Suizid, Magersucht, Fakenews im Internet, skandalsĂŒchtige Reporter, AuslĂ€nderfeindlichkeit oder Prostitution - Sebastian Fitzek muss wirklich alles kurz erwĂ€hnen und kritisieren. Weshalb nur? Auf mich wirkte das total gekĂŒnstelt und konstruiert, da Ben und Arezu fĂŒr nichts eine Lösung finden.

Insgesamt war die EnttĂ€uschung also mehr als groß. Ich habe mich unglaubliche 1,5 Wochen an diesem dĂŒnnen Buch aufgehalten und war mehrmals kurz vorm Abbruch. Genau das hat mir meine Mutter sogar empfohlen, da sie am Rande mitbekommen hat, wie sehr ich mich quĂ€le. Sie selbst hat "AchtNacht" noch nicht gelesen, sondern nur andere BĂŒcher von Sebastian Fitzek. Diese kommen fĂŒr mich aber ĂŒberhaupt nicht mehr in Frage, denn eine Chance genĂŒgt erstmal. Schade, aber so ist es nun mal: Dieser Exkurs in eine unbekannte Genre hat sich ĂŒberhaupt nicht gelohnt und wird so schnell auch nicht wiederholt.

Ich hatte vor "AchtNacht" 1,5 Sterne zu geben - eigentlich. Nachdem ich es aber nun einige Tage hab setzen lassen, muss ich zugeben,  dass es vor allem gegen Ende durchaus ĂŒberraschende Wendungen gibt, die mich aber einfach nicht packen und berĂŒhren konnten. Es lag vielleicht nicht nur am Buch selbst, sondern auch zu einem kleinen Teil an mir. Ich kann in diesem Fall also einfach nicht objektiv sein, auch aus Mangel an Vergleichsmöglichkeiten, und werde keine Sternenbewertung abgeben.

Eure Laura

2 Kommentare:

  1. Hallo Laura, eine schöne Rezension die du da geschrieben hast! Ich war leider schon von dem VorgĂ€ngerbuch "Das Paket" ziemlich enttĂ€uscht und habe bisher nicht wirklich viel gutes ĂŒber "AchtNacht" gehört bzw. gelesen. Ich denke, ich werde auch Abstand von den Fitzek BĂŒchern nehmen. Schade, aber scheint einfach nicht mehr so meins zu sein. Und ich lese eigentlich gerne Thriller.
    Liebe GrĂŒĂŸe,
    Steffi

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    1. Hallo Steffi,

      Vielen Dank fĂŒr deinen Besuch auf meinem Blog! :) "Das Paket" stand auch zu Hause und eigentlich hatte ich vor, es gleich nach "AchtNacht" zu lesen, aber das mache ich jetzt auf keinen Fall mehr. Vielleicht gebe ich irgendwann nochmal einem seiner Ă€lteren BĂŒcher eine Chance, denn ich habe jetzt von vielen Leuten gehört, dass er damals noch "besser schreiben" konnte ... Kannst du mir ansonsten vielleicht noch irgendwelche anderen Triller bzw. Thrillerautoren empfehlen? ;*

      Alles Liebe,
      Laura.

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