Rezension: "Hier musst du glücklich sein" von Lisa Heathfieldt


Titel: Hier musst du glücklich sein
Autor: Lisa Heathfieldt
Verlag: Carlsen
Einband: Hardcover
Seitenzahl: 320
Genre: Jugendbuch
Erscheinungsdatum:
Preis: 16,99 € (Kaufen? Hier)

Einzelband

Inhalt:
Eine kleine Gemeinschaft, abgeschottet von der Welt. Hier ist Pearl aufgewachsen und hier fühlt sie sich sicher, denn ihr Oberhaupt Papa S. beschützt sie alle vor der vergifteten Welt da draußen. Doch als sich der gleichaltrige Ellis und seine Familie ihrer Gemeinschaft anschließen, wird Pearls Weltbild auf die Probe gestellt: Ellis wächst Pearl täglich mehr ans Herz – und er scheint nicht an die Lehren von Papa S. zu glauben! Langsam wird auch Pearl klar, dass sie fliehen müssen, um sich zu retten …

Meine Meinung:
Schon vor einiger Zeit habe ich dieses Buch in einer Verlagsvorschau entdeckt und sofort war klar: Ich muss es haben! Es geht es um das wirklich interessante und jederzeit aktuelle Thema Sekten. Bisher kannte ich dazu nur Filme und daher freute ich mich auf ein schriftliches Projekt. Zu Recht, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn endlich konnte ich mal ein wenig besser verstehen, wie solche Sekten Mitglieder an sich binden, und wie schwer es ist, wieder davon los zu kommen.

Zu meiner Überraschung konnte ich feststellen, dass die Geschichte keinesfalls langweilig beginnt und es gleich zu Beginn einen großen Knall gibt, der das Leben unsere Protagonisten auf den Kopf stellt. Beachtlich ist, dass ich danach zu keinem Zeitpunkt mehr eine Idee hatte, wo die Geschichte hinführen soll und ich mich so unglaublich gut fallenlassen und auf die Handlung einlassen konnte. Der Schreibstil ist rasant und eher undetailliert, es gibt große Zeitsprünge und einige Gänsehaut-Momente, was bei mir zu einer Art Sogwirkung führen konnte. Besonders ist auch die unterschwellige Atmosphäre, die jeden Moment Gefahr erwarten lässt.

Die hierarchische Glaubensgemeinschaft besteht aus ungefähr 15 Mitgliedern, die gemeinsam in einem idyllischen Haus umgeben von fantastischer Natur leben. Es gibt seltsame Rituale und Papa S. verbreitet mit seinen Paten abwegige Theorien über die "Außenwelt". Das Verlassen des Geländes und das Reden mit nicht involvierten Menschen ist unerwünscht, ärztliche Behandlung nicht erlaubt und so etwas wie Technik oder Schulbesuche gibt es nicht. Außerdem nimmt sich Papa S. regelmäßig eine neue Gefährtin, die mit ihm das Bett teilen "darf", und bestraft seine Angehörigen beim kleinsten Verstoß gegen eine seiner vielen Regeln.

Wie im Titel schon anklingt, erwartet Papa S., dass alle Mitglieder glücklich und zufrieden sind. Sie leben als große Familie zusammen, schlechte Gedanken oder negative Gefühle wie Scham oder Eifersucht hat angeblich keiner von ihnen. Bisher hat Pearl diese Vorstellung geliebt und auch nach ihr gelebt, nur eines störte sie: Sie weiß nicht, wer ihre Mutter und ihre Geschwister sind. Sie ist wie viele Mitglieder in Saat geboren und als Kind der Natur aufgewachsen. Die Frauen haben kein Recht auf ihre Babys, sie werden ihnen genommen und gehören dann allen Angehörigen der Gemeinschaft.

Wie Ihr sicher schon aus dem Klappentext herauslesen konntet, gibt es auch eine Liebesgeschichte. Die Beziehung zwischen Pearl und Ellis entwickelt sich langsam und gefühlsbetont, nimmt daher also viel Platz ein. Obwohl Pearl ein unheimliche Bedürfnis hat, herauszufinden, wer ihre leibliche Familie ist, bringt sie Ellis anfangs nur Unglauben entgegen. Ihre Entwicklung ist realistisch dargestellt, denn sie beginnt nur zögerlich an ihren Grundwerten zu zweifeln und steht immer wieder im Konflikt mit sich selbst. Sie ist nicht die typische Rebellin sondern überdenkt jede Entscheidung zwei Mal. Ich persönlich habe das nicht als störend empfunden, aber vielleicht ist das nicht unbedingt das, was hier jeder erwartet.

Und nach all diesen positiven Dingen jetzt das große Aber: Die letzten zwei Kapitel. Ich gebe ehrlich zu, dass ich bis 20 Seiten vor dem Ende gedacht habe, dass ich fünf Sterne vergeben werde, und mich erst dann der große Schlag getroffen hat. Nicht nur das alles viel zu schnell geschieht und ich nur noch verwirrt war, war dann mittendrin Schluss! Es gibt keine logische Erklärung für das Verhalten aller Personen auf den letzten Seiten und einfach alles wird offen gelassen. Und wisst ihr was? Zu meinem Entsetzen ist zum jetzigen Zeitpunkt keine Fortsetzung in Aussicht. Was hat man sich dabei nur gedacht?

Fazit:
Ich weiß einfach nicht, was sich Lisa Heathfieldt beim Schreiben gedacht hat: Erst überlegt sie sich eine so realistische und erschreckende Geschichte mit unglaublich viel Tiefgang und Emotion, die wirklich einzigartig ist und sich zügig lesen lässt - und dann? Ich weiß nicht, ob sie einfach keine Ideen mehr hatte oder unter Zeitdruck stand, aber vom Ende war ich maßlos enttäuscht. Trotzdem hat mich diese erschütternde Geschichte zum Denken angeregt und verdient somit 4 von 5 Sternen.

Eure Laura

6 Kommentare:

  1. Hallo Laura,
    deine Worte haben mich sehr neugierig gemacht. Ich habe vor langer Zeit mal ein Buch über eine Sekte gelesen. Auch hier war es so, dass die Erzählung sehr schockierend war und man begriffen hat, warum es Mitgliedern nicht leicht fällt einen Absprung zu wagen.

    Irgendwie möchte man direkt zu dem Buch greifen, wenn man deine Rezension gelesen hat. Dass es dann aber ein offenes Ende gibt, wirkt ernüchternd. Vielleicht überlegt die Autorin ja noch eine Fortsetzung zu schreiben. Bist du dir sicher, dass es da keine Hoffnung gibt?

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja,

      Weißt du zufällig noch wie dieses Buch heißt? Würde mich auf jeden Fall sehr interessieren!
      Nein, ich bin mir zum Glück nicht ganz sicher. Allerdings steht nirgendwo etwas von einer Fortsetzung und besonders der Carlsen-Verlag publiziert das meist zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Lisa Heathfield ist auch eigentlich eine englischsprachige Autorin und da ist bis jetzt - wenn ich richtig gegoogelt habe - kein weiterer Teil erschienen.

      Alles Liebe,
      Laura.

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  2. Liebe Laura,

    danke für deinen netten Besuch auf meinem Blog. Da stöbere ich gleich auch bei dir ein wenig. :)

    Das Buch klingt sehr interessant, trotz des offenen Endes. Danke für die tolle Rezi! Die Geschichte erinnert mich auch stark an die zweiteilige Gated-Reihe von Amy Christin Parker. Wenn du diese noch nicht kennst, unbedingt lesen! Kann ich nur empfehlen. Die Rezis dazu findest du bei mir.

    Liebe Grüße von Conny

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    1. Hallo Conny,

      Vielen lieben, dass du gleich als Leserin dageblieben bist! :)
      Gated-Reihe - das sagt mir ehrlich gesagt gar nichts. Geht es da etwa auch um Sekten oder ähnliche Gemeinschaften? Ich werde mir gleich mal deine Rezension anschauen ;*

      Alles Liebe,
      Laura

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  3. Hallo Laura,

    ich finde ja, es gibt nichts Schlimmeres als ein unbefriedigendes und offenes Ende :-P Dabei scheint die Geschichte sonst wirklich toll zu sein, sehr schade!

    Liebe Grüße
    Desiree

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    1. Hallo Desriree,

      Vielen Dank für deinen ersten Besuch - ich habe mich wirklich gefreut! :) Und ja, ich glaube dadurch werde ich immer ein wenig unzufrieden auf das Buch zurückblicken und das Lesen als negativer in Erinnerung haben, als es wirklich war ...

      Alles Liebe,
      Laura.

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